Roosh V., bürgerlicher Name Daryush Valizadeh, ist ein Buchautor, Blogger – und Vergewaltigungsbefürworter. Als selbsternannter „Pick up-Artist“ gibt er „echten Männern“ Workshops, wie diese schnellstmöglich und mit einer hohen Erfolgsrate Frauen* „abschleppen“ können — auch gegen ihren Willen. Seine Bücher tragen Namen wie  „Bang Iceland“ oder „Don’t bang Danmark“. In ihnen beschreibt er, unterlegt durch seine eigenen Reiseerfahrungen, wie man landesspezifisch Frauen* vergewaltigt. Er denkt, dass Männer* durch den Feminismus verweichlicht worden sind und träumt von einer heteronormativen Welt und züchtigen Frauen*. Den Wert von Frauen* bemisst er durch ihre Fertilität und Schönheit. In seinem Blogpost „How to Stop Rape“ schlägt er vor, Vergewaltigungen im privaten Raum zu legalisieren, damit Frauen* endlich lernen, ihren Körper zu schützen. Nach seiner Logik würde nach der Legalisierung keine Vergewaltigung mehr zur Anzeige gebracht werden, da Frauen* in der Öffentlichkeit ja schreien und Hilfe rufen könnten, bevor ein Mann* sie missbraucht. Diesen Blogpost bezeichnete er nach einem riesigen Proteststurm schließlich als Satire. Mit seinen Aussagen zieht er die traumatischen Erlebnisse unzähliger Vergewaltigungsopfer ins Lächerliche und erzeugt ein Klima der Angst — denn mit seiner Meinung ist er nicht allein. Am kommenden Wochenende wollen sich „Make rape legal“-Aktivisten an 165 Orten in 43 Ländern treffen, unter anderem auch München, Berlin, Frankfurt, Hamburg und weiteren deutschen Städten. Seine Vertrauten und Anhänger werden dann vermutlich durch die Bars und Clubs ziehen, um die erlernten Strategien anzuwenden. Wir sprechen hier nicht von einem harmlosen Flirt in beiderseitigem Einverständnis; wir sprechen von sexualisierter Gewalt, von Nötigung, von Vergewaltigung. Ihre Taktik ist das Ausnutzen der Situation betrunkener oder bewusstloser Frauen*, das Ausüben von Gewalt, um ihr Ziel auf jeden Fall zu erreichen. Um eins nochmal deutlich zu machen: Am Samstag ziehen Gruppen von potenziellen Vergewaltigern weltweit durch die Städte, angeführt von einem Mann, der öffentlich die Legalisierung von Vergewaltigungen fordert, mit seinen Erfahrungen prahlt, wie er Frauen* bereits sexuell nötigte und der Männern lehrt, dass sie aufgrund ihres Geschlechts das angeborene Recht haben, Frauen jederzeit sexuell zu missbrauchen. Niemand weiß, wie aggressiv sie reagieren werden, falls ihnen Widerstand entgegen stößt. Verhaltensmuster wie Beleidigungen, Einschüchterungsversuche, Verfolgung sind den meisten Frauen* bereits bekannt. Bedauerlicherweise wird diese Reaktion verharmlost, auch wenn es in einer menschenwürdigen Gesellschaft nicht zu rechtfertigen ist. Die Vergewaltigungsbefürworter-Bewegung sind weitere Wellen eines anti-feministischen Backlashes, eines faschistoiden Weltbildes, das Frauen* das Grundrecht auf sexuelle Selbstbestimmung abspricht — was jedoch nicht in einem luftleeren Raum geschieht, sondern im Grenzbereich gesellschaftlich anerkannter Strukturen geschieht. Sie bezeichnen sich selbst als „Men’s Rights Activists“ (MRAs), kämpfen aber nicht für legitime Ziele wie beispielsweise eine Ausweitung des Sorgerechts für Väter*, sondern sind in ihren Gedankengängen schlichtweg menschenverachtend. Was für weitere Auswirkungen diese Ideen haben können, hat sich bereits 2014 in Isla Vista, Kalifornien, gezeigt, als Elliott Rodger wahllos Menschen tötete um Rache zu nehmen für all die Frauen*, die ihn zurückgewiesen hatten und alle Männer*, die sexuell aktiver waren als er. Natürlich ist dies ein Extremfall, aber bei weitem nicht der einzige seiner Art. Im Hinblick auf den kommenden Samstag kann man nur eine deutliche Warnung aussprechen – Roosh V., seine Vertrauten und Anhänger werden Jagd auf Frauen* machen. Klar ist aber, das ein solches Verhalten nicht nur am Samstag, sondern täglich und überall zu finden ist. Es ist Teil eines viel größeren, gesellschaftlichen Problem, gegen das es einen gemeinsamen Kampf aller bedarf, um einen Wandel anstoßen zu können. Proteste in Toronto führten bereits dazu, dass Daryush Valizadeh in dieser Stadt nicht mehr willkommen ist. Ein kleiner Sieg, jedoch bleibt zu hoffen, dass weitere Städte diesem Vorbild nacheifern. 

Text von Katharina Klaus

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