Ein Hashtag geht um die Welt – Er möchte auf die sexuelle Belästigung in Zügen hinweisen: #imzugpassiert ist sein Name.

Vor kurzem hat die Studentin Anna Lena Bankel diesen Hashtag erfunden. Er wurde zum Twitterhit und viele Geschichten trudelten über das soziale Netzwerk ein, wie z.B.:

„Überall Platz, spät nachts – Mann setzt sich ausgerechnet neben mich auf ein 2er Sitz.“

„Nach dem Ausgang mit Mantel als Decke über den Beinen eingeschlafen. Mit fremder Hand auf dem Oberschenkel aufgewacht.“

„Mann, der mich ganze Fahrt lang anmacht, steigt dort aus wo ich aussteige und versucht mir nach Hause zu folgen“

In Zeiten, in denen plötzlich hier lebende AfNPD-wählende Männer Frauen*rechte als Argument gegen Flüchtlinge verwenden, bekommt dieser Hashtag eine doppelte Wirkung. Es ist gleichzeitig ein verdeutlichender, öffentlichkeitswirksamer verbaler Schlag ins Gesicht der Männern, die glauben, Frauen*rechte werden hier von den „Vorbildeuropäern“ ausnahmslos geachtet. Das Problem ist nicht durch Religion, Ethnie oder Hautfarbe bedingt – es ist ein gesamtgesellschaftliches.

#Aufschrei und nun #Imzugpassiert werden genau von der gleichen Klientel in den sozialen Netzwerken verspottet. Man beleidigt Frauen* dafür, dass sie für die im Grundgesetz ihnen garantierten Rechte kämpfen. Das ist Deutschland 2016.

Lösungen, wie eine Armlänge Abstand werden zu Recht kritisiert. Es sind eben nicht die Frauen schuld, die „einen knappen Rock angezogen haben“, sondern die Männer, die die Frauen* sexuell belästigen. Der Wechsel der Betroffenen-Täter-Rolle ist wahrscheinlich ein genauso alter Trick, wie die Menschheit selbst. Deshalb ist die angestoßene Debatte um Frauen*abteile so nötig.

Ein sicherer Schutztraum ist für Frauen* mehr als wichtig. Vor allem spät nachts, vor allem in alten, schlecht beleuchteten Zügen. Und vor allem auch dann, wenn die Waggons leer sind. In Sachsen ist das nun zumindest zum Teil Realität geworden. In alten Zügen der Mitteldeutschen Regionalbahn gibt es gesonderte Frauen*abteile, um von vorhinein Frauen* in Schutz zu bringen. In anderen Ländern sind gesonderte Frauen*abteile lange Realität. So gibt es in Tokios U-Bahn diese schon seit 2001. Die Deutsche Bahn hingegen hat nach ihren Angaben nicht vor, Frauen* besser vor sexueller Belästigung zu schützen und argumentiert mit dem vermeintlich ausreichenden Einsatz des eigenen Sicherheitspersonals. Damit verharmlost die Firma jedoch das Thema zutiefst. Und wie die männlich dominierte Bahnsecurity besser helfen könnte, als das gegenwärtig der Fall ist, bleibt sehr fraglich. Eins steht jedoch fest: Prävention mit Frauen*abteilen ist doch deutlich besser, als Männer in blau-roten DB-Anzügen.

Beitrag von: Oleg Shevchenko, stellv. Landesvorsitzender

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert