INTERVIEW
Katrin Glaser
Stell dich bitte kurz vor!
Mein Name ist Katrin Glaser, ich bin 37 Jahre jung und lebe noch immer in meiner Geburtsstadt Rudolstadt zusammen mit meinem Mann und meinen zwei Kindern. Ich bin Beschäftigte der Friedrich-Schiller-Universität Jena und dort derzeit in Vollfreistellung als 2. stellvertretende Personalratsvorsitzende tätig. Ehrenamtlich engagiere ich mich u.a. in der Elternschaft des Kindergartens meines Sohnes, im Referat für Hochschule und Forschung der GEW Thüringen und bei der der Initiative „Neue Nachbarn Rudolstadt“.
Wie definierst du “Weiblichkeit”? Welchen Einfluss hat das “Weiblich-Sein” auf dein Leben? Was würde sich in deinem Alltag verändern, wärst du nicht weiblich?
Über die Definition von „Weiblichkeit“ habe ich mir noch nie wirklich Gedanken gemacht. Weiblichkeit in meinem Umfeld nehme ich auf den ersten Blick natürlich optisch war. Auf den zweiten doch geprägt von Zurückhaltung, Einfühlvermögen und „Harmoniebedürftigkeit“. Der Einfluss auf mein Leben? – Ich glaube, ich werde aufgrund des „weiblich-sein“ oft unterschätzt. Was für mich am Ende des Tages aber meist positiv ist. Was sich im Alltag ändern würde? – Vielleicht die Herangehensweise an die Herausforderungen.
Was macht eine ostdeutsche Biografie aus? Was macht dich ostdeutsch?
Eine ostdeutsche Biographie ist aus meiner Sicht stark geprägt von Charaktereigenschaften wie Zurückhaltung, Vorsicht, Bedachtheit und Behutsamheit. Aber auch von Ideenreichtum, Willenskraft, Stehvermögen und Solidarität. Was mich ostdeutsch macht? – Ich glaube, dass ich mich nicht unterkriegen lasse und der Freude daran solidarisch zu sein.
Fühlst Du dich politisch repräsentiert? Wenn Ja, wodurch? Wenn Nein, was fehlt?
Die Frage kann bzw. muss ich mit JEIN beantworten. Ich denke, hier kommt es auf die politische Ebene an. Auf kommunalpolitischer Ebene hier in meiner Heimatstadt und in meinen Landkreis fühle ich mich als „junge Frau“ nicht repräsentiert. Landespolitisch schon, hier haben wir ja gerade als SPD einiges dafür getan und Bundespolitisch … hier fühle ich mich weder weiblich noch ostdeutsch wirklich gut repräsentiert und Europapolitisch sieht es nicht wesentlich besser aus.
Welche Ereignisse und/oder Umstände haben Dich politisiert?
Bei der Antwort auf die Frage muss ich schmunzeln, denn es war mein Papa. Er hat früher oft über die „große Politik“ geschimpft und ich war (und das bin ich noch immer) der Meinung meckern hilft nicht … sondern auf Worte soll(t)en Taten folgen. Als ich ihm dann eines Tages verkündete, dass es jetzt auch „eine von denen“ bin … verstummte das Geschimpfe und die Augen meiner Eltern füllen sich immer wieder mit Glanz, wenn ich berichte wozu ich so beitrage.
Kannst Du Dir deine Zukunft im Osten vorstellen? Wenn Ja, warum?
Das steht für mich außer Frage. Ich bin hier verwurzelt, habe das Glück einen tollen Job gefunden zu haben, kann mich hier im Osten (trotz aller Unterschiede die es zum Westen noch gibt) verwirklichen und auch meinen Kindern ein wundervolles Zuhause und eine tolle Kindheit schenken.